09.10.2024

Biodiversität: Ein heiß diskutiertes Thema im Kapitalmarkt

Lange Zeit wurde das Thema Biodiversität am Kapitalmarkt weitgehend vernachlässigt. Doch in den letzten Jahren hat eine signifikante Trendwende stattgefunden. Biodiversität ist inzwischen ein heiß diskutiertes Thema im Kapitalmarkt. Sustainable Bonds & Finance-Experte Marcus Pratsch erklärt: „Biodiversität ist die Grundlage für unser Leben auf der Erde und ein Rückgang an biologischer Vielfalt stellt eine existentielle Bedrohung dar. Mittlerweile wird der Verlust an Biodiversität als mindestens genauso riskant erachtet wie der Klimawandel.“ Zudem hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Klima und Biodiversität eng miteinander verbunden sind. „Ohne den Erhalt und die Förderung der Biodiversität ist die Erreichung der Klimaziele schlichtweg nicht möglich“.

Sustainable Bonds & Finance-Experte Marcus Pratsch

Biodiversität als Schlüsselthema im Kapitalmarkt

„Naturbezogene Risiken werden in den kommenden Jahren noch stärker in den Fokus der Kapitalmarktakteure rücken“, prognostiziert Marcus Pratsch. Biodiversität ist daher kein kurzfristiger Trend, sondern ein langfristiges Schlüsselthema. Diese Entwicklung könnte analog zur Entwicklung der CO2-Risiken verlaufen. Marcus Pratsch erwartet, dass sowohl die Quantität als auch die Qualität von Investitionsprodukten, die Biodiversität fördern, zunehmen werden. Neben einer steigenden Nachfrage von Investoren, nennt er verbesserte Datenqualität, Standards und Rahmenwerke als Gründe. „In den nächsten zwei Jahren werden außerdem viele grüne Anleihen auslaufen. In diesem Zusammenhang gehe ich davon aus, dass zahlreiche Emittenten ihre Green Bond Rahmenwerke aktualisieren und verstärkt naturbezogene Themen aufnehmen werden.“

Erfolgreiche Transaktionen der DZ Bank im Bereich Biodiversität

Die DZ BANK hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Transaktionen im Bereich der Biodiversität begleitet oder unterstützt. Zwei konkrete Beispiele verdeutlichen dieses Engagement: Die DZ BANK spielte eine zentrale Rolle bei der Emission von Islands erstem Green Bond. Dabei platzierte sie nicht nur den Bond am Kapitalmarkt, sondern entwickelte gemeinsam mit dem Kunden ein Rahmenwerk. Dieses legt fest, wie das Geld für Projekte mit positiver Umweltwirkung eingesetzt wird – aufgeteilt in grüne Kategorien (zum Beispiel die Pflege von Nationalparks) und blaue Kategorien (wie die Wiederherstellung von Korallenriffen).  Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der NRW Bank bei der Emission von Green Bonds, deren Ziel unter anderem die Renaturalisierung eines Flusses ist.

Nachhaltigkeitsstandards: Eine Grundlage für Entscheidungsträger

Nachhaltigkeitsstandards spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl von Anlagen, die im Einklang mit der Biodiversität stehen. „Diese Standards bilden den Rahmen für Anlageentscheidungen und definieren, welche Unternehmen oder Projekte als nachhaltig und biodiversitätsfreundlich gelten“, erklärt Marcus Pratsch. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Nachhaltigkeitsstandards und -kriterien – die teilweise auch miteinander konkurrieren. Zu den bekanntesten gehören die Standards der Global Reporting Initiative (GRI) oder die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren (PRI).

Investitionsstrategien zur Förderung der Biodiversität

Laut Marcus Pratsch verstehen Kapitalmarktakteure immer mehr, dass nachhaltige Investitionen ein Weg sind, um existenzielle Risiken zu mindern und gleichzeitig finanziell zu profitieren. Er nennt mehrere Ansätze:

  • Ausschlusskriterien: Investitionen in Unternehmen, die der Biodiversität schaden, werden vermieden.
  • Positivkriterien: Es wird gezielt in Unternehmen investiert, die aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen.
  • Use of Proceeds Bonds: Zum Beispiel der „Rhino Bond“ der Weltbank, dessen Erlöse speziell für den Schutz von Nashörnern verwendet werden.
  • Target-Linked Bonds: Anleihen, bei denen die Finanzierungskosten von der Erreichung bestimmter Umweltziele abhängen. Ein Beispiel ist die Staatsanleihe von Uruguay, die an Klima- und Waldschutz gekoppelt ist.

Darüber hinaus engagieren sich institutionelle Investoren zunehmend in Initiativen wie Nature Action 100, die darauf abzielen, Unternehmen zu Maßnahmen für den Schutz der Natur zu bewegen.

Auch für Privatkunden gibt es passende Produkte, um sich für Biodiversität stark zu machen. Immer mehr Fondsanbieter berücksichtigen naturbezogene Themen in ihren Anlagestrategien. So hat beispielsweise Union Investment vor geraumer Zeit „Biodiversity Guidelines“ veröffentlicht, die den Nachhaltigkeitskodex, die Richtlinien für verantwortungsvolles Investieren und die Klimastrategie von Union Investment ergänzen.