Recruiting von Nachwuchskräften wird digital
Der Corona-Lockdown war der Auslöser. Die Zeit war aber auch reif für einen virtuellen Rekrutierungsprozess.
Das Corona-Virus hat schon jetzt viele Unternehmensabläufe auf den Kopf gestellt. Auch für das Recruiting-Team der DZ BANK ändert sich gerade ziemlich viel. Die Bank sucht weiterhin junge Nachwuchskräfte und Spezialisten, als Trainee oder Professional, so etwa über ihr Karriere-Portal. Und sie wird in der Krise als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Noch in den März hinein wurden zwei Assessmentcenter als Präsenz-Durchgänge mit Bewerbern von „Angesicht zu Angesicht“ durchgeführt. Seit dem Corona-Lockdown sind die Traineerekrutierungen nur noch digital: Vier von fünf Bestandteilen des Assessment Center – Vorabendbegrüßung, Online-Test, Fallstudie, Interview – absolviert der Bewerber jetzt remote von zu Hause aus. Nur die Gruppenübung wird aktuell nicht mehr durchgeführt. Über den digitalen Bewerbungsweg haben mittlerweile schon etliche Kandidaten am Ende einen Arbeitsvertrag bei ihrem neuen Arbeitgeber DZ BANK unterschrieben.
Bei den Bewerbern ist das digitale Recruitingverfahren jedenfalls durchweg positiv angekommen. Besonders die Schnelligkeit im Prozess wie auch die prompte Rückmeldung werden gelobt. Ein Bewerber brachte es auf den Punkt: „Noch am selben Tag ein Feedback, ob Sie einem ein Angebot machen oder nicht. Das finde ich wirklich sehr gut. So wird man als Bewerber auch nicht lange auf die Folter gespannt und weiß direkt, wie es weitergeht.“
Wie sich Corona auf das Recruiting ausgewirkt hat und welche Tools unterstützen können, erläutern Carsten Becker, der in der Personalabteilung der DZ BANK als Leiter Betreuung & Rekrutierung für die Professionals zuständig ist, und Katja Haag, die in der Gruppe Entwicklungsprogramme die Trainees betreut.
Wurde das Recruiting wegen Corona zurückgefahren?
Katja Haag: Klares nein. In der DZ BANK lief und läuft die Traineerekrutierung weiter, das gilt auch für die Bachelor- und Ausbildungsprogramme. Wir haben nicht weniger Bewerber als vor Corona.
Carsten Becker: Dass viele Wettbewerber das Recruiting teilweise eingestellt haben, ist für uns natürlich ein Vorteil und wir wollen diese Chance nutzen. Denn wir haben weiterhin einen großen Bedarf an digitalen Talenten, um zukunftsfähige Kompetenzen zu sichern, aber auch mit Blick auf unseren strategischen Kulturwandel im Rahmen von Verbund First 4.0.
Wie hat die DZ BANK den Rekrutierungsprozess angepasst?
Katja Haag: Nach einer Pilotdurchführung Ende März konnten wir die Führungskräfte aus den Fachbereichen schnell vom digitalen Recruiting überzeugen. Die vollständige Umstellung auf digitale Jobinterviews erfolgte dann innerhalb weniger Tage. Für alle Beteiligten in der Bank war die Umsetzung schon überraschend unkompliziert.
Carsten Becker: Offensichtlich war die Zeit auch reif für einen virtuellen Rekrutierungsprozess. Die Video-Interviews über Webex und Skype for Business laufen sehr gut und werden von Kandidaten wie Führungskräften gut angenommen. Wir haben festgestellt, dass die Bewerber durchgängig mit den Tools vertraut sind.
Wie reagieren die Kandidaten auf den digitalen Rekrutierungsprozess?
Carsten Becker: Die Kandidaten schätzen den beschleunigten Rekrutierungsprozess: Gesprächstermine kommen kurzfristig zustande, da keine Anreise notwendig ist und viele Interviewpartner im Home Office flexibler und daher besser erreichbar sind.
Katja Haag: Wir erhalten durchweg positives Feedback von Kandidaten. Der digitale Prozess kommt gut an. Das wird auch auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu deutlich. Die DZ BANK wird dort von Kandidaten sehr positiv bewertet und kommentiert.
Wird nach Corona alles wieder zurückgedreht?
Katja Haag: Nein, wird es nicht. Aber wir werden aber auch nicht das Bewährte über Bord werfen. Natürlich lässt sich auch in Zukunft der persönliche Kontakt, der Händedruck, die Gruppenübung nicht ersetzen. Gleichwohl haben wir die Erfahrung gemacht, dass gerade in einem Ausnahmezustand wie diesem, ein weitgehend digitaler Prozess bis hin zur Einstellung für die meisten Fachbereiche ein vertretbarer Weg ist.
Carsten Becker: Video-Interviews für Erstgespräche werden sich auch nach Corona als sinnvolles Instrument etablieren, so dass häufig nur noch das Abschlussgespräch im persönlichen direkten Kontakt mit dem Kandidaten stattfinden wird. Und es kann zukünftig ein wichtiger Baustein sein – etwa bei einem Bewerber, der sich gerade im Ausland befindet. Jedenfalls wird der Rekrutierungsprozess intern effizienter und kostengünstiger. Für Bewerber wird er deutlich schneller und damit ein wichtiger Wettbewerbsfaktor zur Gewinnung von Talenten und Experten.