Privathaushalte erleiden Zinseinbußen durch Niedrigzinsen in Höhe von 344 Mrd. Euro seit 2010
- Im Vergleich zum „Normalzinsniveau“ summieren sich die Zinseinbußen der Bürger durch niedrige Zinsen von 2010 bis 2016 auf 344 Mrd. Euro. Im Jahr 2017 dürften 92 Mrd. Euro hinzukommen.
- Die „Rückkehr“ der Inflation führt 2017 zu einem Durchschnitts-Realzins von -0,8 Prozent. Das bedeutet Vermögenswertverluste von 37 Mrd. Euro.
- Die Kombination aus niedrigen Zinsen und der traditionellen Risikoscheu privater Anleger hat einen gigantischen Geldanlagestau ausgelöst.
Zu den Folgen der Niedrigzinsphase zählt der Einbruch der Zinseinkünfte bei der Geldanlage: Im Vergleich zum „Normalzinsniveau“ summieren sich die Einkommenseinbußen der privaten Haushalte in den letzten sieben Jahren auf fast 344 Mrd. Euro. Das hat das DZ BANK Research berechnet. Dem steht eine Zinsersparnis bei Krediten von 145 Mrd. Euro gegenüber. Insgesamt errechnen die Experten Netto-Zinseinbußen von 199 Mrd. Euro. Von 2011 bis 2013 fiel die Durchschnittsverzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen unter die Inflationsrate und ein negativer Realzins musste hingenommen werden. Für 2014 bis 2016 lassen sich lediglich dank extrem niedriger Inflationsraten leicht positive Realzinsen errechnen.
Mit der Rückkehr der Inflation fällt der durchschnittliche Nominalzins in diesem Jahr erneut schwächer aus als der allgemeine Preisanstieg. Ein Realzins von voraussichtlich -0,8 Prozent führt 2017 zu einem Wertverlust des privaten Geldvermögens von über 37 Mrd. Euro, erwarten die Volkswirte des DZ BANK Research.
Die Niedrigzinsphase macht sich im Sparverhalten der Bürger bemerkbar. Zwar ist ein Rückgang der Sparquote nicht festzustellen. Allerdings führt die Kombination aus der traditionellen Risikoscheu der Anleger und niedrigen Zinsen zu einem gigantischen Geldanlagestau. Dass die Bürger keine hohen Risiken eingehen und fehlenden Zinseinnahmen mit verstärktem Sparen entgegenwirken, ist eine angemessene Reaktion auf die Niedrigzinsphase – vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge. Die Probleme, denen sich die Anleger ausgesetzt sehen, resultieren zum Teil jedoch aus einer einseitigen Portfoliomischung zugunsten zinsabhängiger Anlageformen. Das erschwert die Kompensation von Zinseinbußen in Zeiten niedriger Zinsen. Langfristig könnte daher eine ausgewogenere Portfoliostruktur, die neben Zinseinnahmen auch stärker Dividendenerträge und Kursgewinne ermöglicht, Abhilfe schaffen.