DZ BANK Research - Ausblick 2018
Weltwirtschaft blendet hohe politische Risiken aus / Deutschland wächst kräftig / EZB zögert geldpolitische Wende hinaus / DAX steigt auf 14.000 Punkte
Das Wachstum der globalen Wirtschaft zieht im Jahr 2018 dank einer positiven fundamentalen Entwicklung in den meisten Wirtschaftsräumen weiter an. Es drohen aber weiter immense politische Risiken. Deutschland bleibt in einem insgesamt robusten Euroraum weiter die treibende Kraft. Die Inflation bewegt sich auf einem kaum verändert niedrigen Niveau, sodass auch eine echte geldpolitische Straffung weiter auf sich warten lässt. Die niedrigen Zinsen bilden zugleich für die Aktienmärkte eine Art Schutz vor größeren Korrekturen. In Verbindung mit rekordhohen Unternehmensgewinnen bei deutschen Großkonzernen und den aktuell noch moderaten Bewertungen hat der DAX Potenzial bis 14.000 Punkte zum Jahresende 2018. Diese Prognosen stellten die Experten des DZ BANK Research heute in Frankfurt vor.
Die Weltwirtschaft wird nach Einschätzung der DZ BANK-Volkswirte im Jahr 2018 um 3,8 Prozent wachsen (Prognose 2017: 3,5 Prozent). Maßgeblich angetrieben werde das Wachstum durch eine unverändert robuste Konjunktur in Asien und eine weitere Beschleunigung des Wachstums in den USA. „Die Weltwirtschaft ist unbeeindruckt von den immensen politischen Risiken, die wir derzeit sehen. Das liegt auch daran, dass viele Unsicherheitsfaktoren von Trump bis zur neuen chinesischen Wirtschaftspolitik bislang de facto folgenlos für die meisten Unternehmen geblieben sind“, erklärt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt und Leiter Research der DZ BANK. „Dies kann sich schnell ändern, denn bislang haben die Märkte die politischen Risiken nicht einmal annähernd eingepreist – auch weil sie schlicht unkalkulierbar sind.“
„Deutschland geht es blendend, aber fehlende Zukunftsinvestitionen machen Sorgen“
Trotz dieses freundlichen weltwirtschaftlichen Umfelds erwartet Bielmeier, dass das Wachstum der Eurozone im kommenden Jahr einen Dämpfer bekommen wird. Er rechnet mit einem BIP-Zuwachs von zwei Prozent nach 2,3 Prozent im laufenden Jahr. „Die europäische Wirtschaft schlägt sich wacker, bleibt aber unter ihren Möglichkeiten“, sagt Bielmeier. Zentrale Ursache dafür sei, dass die strukturellen Reformfortschritte von wichtigen Euroländern wie Italien und Frankreich zu langsam vonstattengehen. Zudem zeigen sich erste durch den Brexit verursachte Bremsspuren. Je näher der Termin für den Brexit rücke, desto mehr steige die Unsicherheit, und Unternehmen würden die Investitionen zurückhalten. Dies wirke sich jedoch stärker in Großbritannien selbst aus als im Euroraum. Bielmeier: „Die britische Wirtschaft wird im Schlussquartal 2018 nur noch schwach wachsen. Dies dürfte den Druck auf die Verhandlungen weiter erhöhen. Ich rechne damit, dass der Brexit entweder noch abgesagt wird oder sehr hart ausfällt.“
Deutschland befinde sich hingegen weiterhin in einem stabilen Aufwärtstrend und dürfte das Tempo von 2,2 Prozent BIP-Wachstum im Jahr 2017 auch im kommenden Jahr halten. Die Inflation wird daher mit 1,4 Prozent wohl oberhalb des Wertes der Eurozone (1,2 Prozent) liegen, aber moderat bleiben. Gleiches gilt für die Lohnentwicklung. „Der deutschen Wirtschaft geht es blendend. Eine Überhitzung ist das aber definitiv noch nicht“, erklärt Bielmeier. „Sorgen bereitet mir vielmehr, dass wichtige Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und Bildung verschleppt werden. Das ist erst in Ansätzen spürbar, gefährdet aber die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland.“
„EZB wird die geldpolitische Wende weiter hinauszögern“
Angesichts des überschaubaren Inflationsdrucks wird die Geldpolitik im Euroraum nach Einschätzung der DZ BANK-Analysten auch 2018 expansiv bleiben. „Die EZB ist in ihrer starren Ausrichtung auf das Zwei-Prozent-Ziel gefangen. Sie wird die geldpolitische Wende daher weiter hinauszögern. Die angekündigte Reduktion des Kaufprogramms ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus“, meint Stefan Bielmeier. Auf der Zinsseite erwartet die DZ BANK erst in der ersten Jahreshälfte 2019 Bewegung. Dann werde die EZB den Einlagesatz erstmals leicht anheben, wenn auch weiter im negativen Bereich. Auf der anderen Seite des Atlantiks rechnen die Analysten im Jahr 2018 mit zwei weiteren Zinsschritten bis auf eine Fed Funds Target Rate von 1,75 – 2,00 Prozent. „Die unterschiedlichen Stadien der geldpolitischen Straffung sind aktuell noch verkraftbar. Ein weiteres Auseinanderklaffen würde die Märkte aber unter enorme Spannungen setzen. Das ist ein weiteres Signal, dass die EZB sich eigentlich kein Zögern mehr leisten sollte.“
Aktienmärkte weiter im Aufwind – erste Anzeichen einer Überhitzung
Solange die Zinsen insgesamt niedrig bleiben, wird eine größere Korrektur an den Aktienmärkten ausbleiben. Das erwartet Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ BANK. Er sieht den DAX Ende des nächsten Jahres bei 14.000 Punkten. Die deutschen Blue Chips werden nach seiner Prognose wieder Rekordgewinne erwirtschaften, was auch zu einem nochmaligen Anstieg der Dividendensumme führen wird. Die Dividendenrendite der 30 DAX-Werte taxiert Kahler für das Jahr 2018 auf drei Prozent (2017: 2,8 Prozent). Überboten wird dieser Wert noch vom Euro Stoxx 50, der eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent (2017: 3,2 Prozent) erreichen sollte. Den Stand des europäischen Leitindex prognostiziert Kahler auf 4.000 Punkte am Ende des Jahres 2018. Dass es für DAX & Co. nicht noch höher hinaus geht, liegt nach Ansicht von Kahler daran, dass die Märkte bereits langsam von der ultraexpansiven Geldpolitik entwöhnt werden. „Außerdem mehren sich an den Aktienmärkten die Anzeichen einer Überhitzung. Außergewöhnlich viele Aktienrückkaufprogramme oder ein hohes IPO-Volumen sind hier klassische Indikatoren“, erklärt Christian Kahler. „Dennoch verfügen die Unternehmen vielerorts unverändert über gesunde Bilanzen und respektables Ertragswachstum.“
Vor diesem Hintergrund formuliert Christian Kahler auch die Grundsätze seiner aktuellen Anlagestrategie: „Selektion und Geduld sind Trumpf. Allzu kurzfristige, opportunistische Engagements scheinen im aktuellen Umfeld riskanter denn je.“ In seinem Musterdepot hält Kahler derzeit eine Aktienquote von 41 Prozent, während Renteninvestments 59 Prozent ausmachen. Der Aktienanteil gliedert sich auf in Dividendentitel aus Europa und den Emerging Markets sowie eine zehnprozentige DAX-Position und ein mit ebenfalls rund zehn Prozent gewichtetes taktisches Investment in den spanischen Aktienindex IBEX. Das Musterdepot des DZ BANK Research hat seit Auflage im Juni 2011 eine Rendite von 8,5 Prozent p.a. erwirtschaftet; im laufenden Jahr stehen 6,2 Prozent Rendite zu Buche.
Die Präsentation von Stefan Bielmeier und Christian Kahler finden Sie hier.
Wesentliche Prognosen des DZ BANK Research:
BIP-Wachstum Deutschland (1) | 2,2 % |
BIP-Wachstum EWU (1) | 2,0 % |
Inflation Deutschland (1) | 1,4 % |
Inflation Eurozone (1) |
1,2 % |
Rohöl (2) | 60 USD/Barrel (Brent) |
Gold (2) | 1150 USD/Feinunze |
Hauptrefinanzierungssatz EZB (2) | 0,00 % |
Einlagensatz EZB (2) | -0,40 % |
Leitzinsen USA (Fed Funds Target Rate) (2) | 1,75 – 2,00 % |
Wechselkurs USD/EUR (2) | 1,23 |
DAX (2) | 14.000 Punkte |
(1) Veränderungen gegenüber dem Vorjahr; (2) Punktprognose für Ende 2018