Sonderbefragung: Mittelstand profitiert von grüner Transformation

  • 44 Prozent der Mittelständler erwarten eine stärkere Kundenbindung durch die grüne Transformation des Unternehmens, 38 Prozent rechnen damit, neue Kunden für sich zu gewinnen.
  • Aber: 85 Prozent beklagen einen erheblichen Mehraufwand durch die Berichtspflichten, drei von vier Unternehmen haben dadurch enorme Mehrkosten.
  • DZ BANK-Branchenanalyst Claus Niegsch: „Die grüne Transformation ist für die Wirtschaft nur umsetzbar, wenn sie für die Unternehmen auch gerecht verteilt und wirtschaftlich ist.“

Der deutsche Mittelstand hat die nachhaltige Transformation als Geschäftstreiber für sich entdeckt. Das zeigt eine repräsentative Befragung unter mittelständischen Geschäftsführern und Entscheidern zum Jahresende 2023. Trotz aller Belastungen durch gestiegene Kosten, Bürokratie, Berichtspflichten und Investitionsdruck gelingt es vielen Unternehmen schon heute, ihre Wertschöpfung durch mehr Nachhaltigkeit zu steigern.

Vor allem mit Blick auf den Vertrieb erwartet der Mittelstand Wettbewerbsvorteile. 44 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie durch mehr Nachhaltigkeit – also beispielsweise eine verbesserte CO2-Bilanz in der Produktion oder klimafreundlichere Produkte – eine stärkere Kundenbindung erreichen können. Im Elektrogewerbe tun dies sogar sechs von zehn Firmen. 38 Prozent der Mittelständler gehen davon aus, dass sie durch die nachhaltige Transformation neue Kunden gewinnen. Der Handel (43 Prozent) und die Chemiebranche (41 Prozent) sind besonders optimistisch in puncto Neukundengewinnung, im Agrarsektor (18 Prozent) sind die Aussichten dagegen eher verhalten.

Mehr Nachhaltigkeit: Besseres Image, Produktinnovationen, Kostenreduktion

Knapp 30 Prozent aller Mittelständler erwarten sogar, dass mehr Nachhaltigkeit zu einer verstärkten Nachfrage bei der bisherigen Produktpalette führen dürfte – etwa, weil ihnen eine nachhaltigere Reputation des Unternehmens Wettbewerbsvorteile verschafftt.

Aber auch in puncto Innovationen sorgt die grüne Transformation der Firmen für Antrieb. 43 Prozent der Befragten gehen davon aus, durch die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen neue Produkte zu entwickeln oder zumindest das bestehende Angebot anzupassen. In der Chemiebranche (55 Prozent) und in der Elektroindustrie (54 Prozent) zeigen sich die Mittelständler besonders innovationsfreudig. Fast vier von zehn Firmen erhoffen sich auch Kosteneinsparungen durch mehr Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen. 

„Der Klimaschutz ist die zentrale Aufgabe dieser und der nächsten Dekaden“, sagt Claus Niegsch, Branchenanalyst der DZ BANK. „Die grüne Transformation ist für die Wirtschaft aber nur umsetzbar, wenn sie für die Unternehmen auch gerecht verteilt und wirtschaftlich ist. Sollten sich Investitionen in Nachhaltigkeit für immer mehr Firmen als Geschäftstreiber herausstellen, wäre dies eine Win-Win-Situation für unsere Wirtschaft.“

Berichtspflichten sorgen für Frust

Die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen, insbesondere mit Blick auf Reportingpflichten, stoßen beim Mittelstand nicht gerade auf Begeisterung. 85 Prozent der Firmen beklagen einen erheblichen Mehraufwand, drei von vier Unternehmen identifizieren sogar deutliche Zusatzkosten, um ihren Berichtspflichten nachzukommen. Insbesondere, da sie auf externe Unterstützung angewiesen sind: 60 Prozent der Befragten müssen für ihr Reporting auf das Knowhow von Steuerberatern zurückgreifen und knapp die Hälfte auf spezialisierte Wirtschaftsprüfer. Dem gegenüber steht der Nutzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung, den ein Großteil der Firmen vergeblich sucht: Nur rund ein Fünftel der Mittelständler erwartet sich Vorteile vom Nachhaltigkeitsreportingg. 

„Auch wenn auf dem Papier vorerst nur die größeren Unternehmen in Deutschland von Berichtspflichten betroffen sind, müssen sich faktisch sehr viel mehr von ihnen bereits heute damit beschäftigen“, erklärt Claus Niegsch. „Denn auch kleinere Mittelständler müssen etwa als Teil von Lieferketten zunehmend Nachhaltigkeitsdaten gegenüber ihren Kunden ausweisen.“

Hier können Sie die Studie downloaden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Firmenkundenwebseite.

 

Über die Sonderumfrage

Die Daten für die Sonderumfrage wurden in der Zeit vom 13. September bis 20. Oktober 2023 über Telefon- und Onlineinterviews erhoben. An der repräsentativen Umfrage beteiligten sich mehr als 1.000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen. 

Lisa Unbehaun