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Corona
12.10.2020

„Den Leuten ist es nicht gleichgültig, ob wir da sind oder nicht."

Corona bedroht die Existenz vieler Kleinstunternehmer. Wir haben rund um die DZ BANK in Frankfurt nachgefragt.

Von der Corona-Krise und ihren wirtschaftlichen Folgen ist neben Restaurants und Cafés auch vielfach der „Kiosk von nebenan“ betroffen. Durch die Kontaktbeschränkungen mussten viele für mehrere Wochen schließen. Und nach dem Lockdown machte sich die Kundschaft rar – oder blieb ganz aus. Viele Kleinstunternehmer in ganz Deutschland kämpfen bis heute um ihre Existenz. Exemplarisch für alle Standorte haben wir rund um die Frankfurter DZ BANK nachgefragt, wie gut oder schlecht jeder einzelne Betrieb durch die Krise kommt.

Daniel Torchalla, Miteigentümer vom Destino in Frankfurt

Von der Corona-Krise und ihren wirtschaftlichen Folgen ist neben Restaurants und Cafés auch vielfach der „Kiosk von nebenan“ betroffen. Durch die Kontaktbeschränkungen mussten viele für mehrere Wochen schließen. Und nach dem Lockdown machte sich die Kundschaft rar – oder blieb ganz aus. Viele Kleinstunternehmer in ganz Deutschland kämpfen bis heute um ihre Existenz. Exemplarisch für alle Standorte haben wir rund um die Frankfurter DZ BANK nachgefragt, wie gut oder schlecht jeder einzelne Betrieb durch die Krise kommt.

Destino, Randbau Westend 1

"Erst war es so weit weg, in China und sonst wo, nur nicht bei uns. Und dann ging es auf einmal los." Für Daniel Torchalla, Miteigentümer der kleinen italienischen Kiosk-Bar "Destino" am Randbau Westend 1, war die Situation zu Beginn des Corona-Lookdowns völlig unklar. Denn alle Cafés waren geschlossen, aber Kioske durften öffnen. "Für uns stellte sich die Frage, sind wir jetzt mehr ein Café, oder sind wir ein Kiosk? Und wie soll es dann laufen? Mit Maske ohne Maske. Auch Hygieneartikel waren nicht in großen Mengen verfügbar. Letztendlich haben wir uns dann auch entschieden, zu schließen."

Das Destino hat bis heute 70 Prozent Umsatzeinbußen. Von den fünf Mitarbeitern stehen aktuell nur ein oder zwei hinter dem Tresen. Staatliche Hilfen hat das Destino jüngst zum zweiten Mal bekommen." Und auch die Kunden haben den Ernst der Lage erkannt. "Viele sind großzügiger, Restgeld wandert oft auch in die Trinkgeldkasse. Wir spüren diese Unterstützung täglich und es motiviert uns immer, wenn es den Leuten nicht gleichgültig ist, ob wir da sind oder nicht."

Wie hat sich der Betrieb zu "vor Corona" verändert? "Das Persönliche fehlt uns. Wir waren hinter der Theke immer sehr locker aufgestellt. Durch die Scheibe, durch die Maske, ist es einfach unpersönlicher und deutlich distanzierter." Zudem gibt es auch manchmal Probleme mit Kunden, die sich nicht an die Maßnahmen halten. "Wir bekommen eine Strafe, sollte dann zufällig kontrolliert werden. Die Strafen sind hoch und dann ist der Laden dicht, weil ich das Geld nicht habe." Mittlerweile ist es besser geworden, seitdem in der DZ BANK eine Maskenpflicht besteht.

Eine zweite Welle mit Lockdown würde das Destino wahrscheinlich nicht überleben. "Ich hänge ja jetzt schon teilweise den Rechnungen hinterher, die ich erst dann bezahlen kann, wenn das Geld da ist", beschreibt Torchalla die aktuelle Situation. Noch geht's, mit Sicherheitsmaßnahmen wie jetzt. Aber ein zweiter Lockdown würde das zunichtemachen.

Filimon Tecle, Geschäftsführer des Café Augenblick in Frankfurt

Café Augenblick, Mainzer Landstraße

Im Kontakt mit den Gästen hat sich wenig verändert: „Ich habe von Anfang an nur positive Resonanz erfahren. Die Leute verhalten sich wie immer.“ sagt Filimon Tecle, Geschäftsführer des Café Augenblick. Insgesamt sind es zwar weniger Gäste als vorher, aber die haben keine Berührungsängste, sitzen genauso gerne im Café wie draußen. „Auf die Schließung waren wir nicht so wirklich vorbereitet“ sagt Tecle rückblickend. Am Ende waren es zwar nur zwei Wochen, die das beliebte Café auf der Mainzer Landstraße schließen musste. Die Einbußen waren dennoch enorm: „In den ersten drei Wochen nach der Öffnung haben wir Speisen und Getränke ‚To go‘ angeboten und nur 30 Prozent des sonstigen Umsatzes eingenommen.“
Langsam sind die Umsätze auf 50-60 Prozent angestiegen, erst seit wenigen Wochen liegen sie bei 70 Prozent. Drei Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Tecle hat insgesamt keine Probleme mit Kunden, die sich nicht an die Vorgaben halten wollen: „Wenn einer ohne Maske reinkommt, bitte ich ihn, sie aufzuziehen. Ein paar Mal hat ein Kunde gesagt, er sei allergisch. Dem habe ich seinen Kaffee nach draußen gebracht“.

Unterstützung hat der Familienbetrieb bisher nicht beantragt. „Wir wollten keine Schulden haben." Natürlich hofft er, dass es keine zweite Welle gibt. Wenn sie doch kommt, sind Filimon Tecle und seine Familie aber vorbereitet: „Wir haben in den besseren Zeiten gut gewirtschaftet. Wir würden auch einen zweiten Lockdown irgendwie schaffen, wenn er nicht zu lang wird.“

Kiril Pachov, Betreiber vom Coffee Talk in Frankfurt

Coffee Talk im Wintergarten

„Wir mussten unser Café zwei Monate lang komplett schließen. Das war am Anfang sehr schwer“, sagt Kiril Pachov, Betreiber von Coffee Talk im Wintergarten des Gebäudes Westend 1. „Nach der Wiedereröffnung kamen zunächst sehr wenige Kunden – das hatte natürlich auch mit dem Homeoffice zu tun. Die Corona-Soforthilfe vom Staat hat letztlich unsere Existenz gesichert“, erklärt der Café-Betreiber. Vieles sei für ihn am Anfang der Pandemie neu gewesen – insbesondere bei der Kalkulation der Bestellungen: „Vor Corona habe ich in Spitzenzeiten 48 Kilogramm Kaffee pro Monat verbraucht, jetzt ungefähr 5 Kilogramm. Ich musste viel Ware wegwerfen. Insgesamt erziele ich 70 Prozent weniger Umsatz, meine Schwester ist bis Ende des Jahres komplett in Kurzarbeit.“

Dennoch sieht Kiril Pachov Licht am Ende des Tunnels: „Wir sind bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen – ich musste das Café bisher nicht schließen. Mittlerweile kommen wieder mehr Kunden, wofür ich dankbar bin. Wenn es so weitergeht, fahren wir auch wieder Gewinne ein. Ich habe Hoffnung“.

Mutter Lieselotte und Sohn Alexander Tesch vom Kiosk im Frankfurter Cityhaus I

Kiosk Tesch, Cityhaus I

"Vorbereitet waren wir gar nicht. Formal mussten wir den Laden auch gar nicht zu machen, weil wir auch Lebensmittel verkaufen“, beschreibt Alexander Tesch die Situation im März, als der Lockdown kam. „Auch weil der Umsatz dann massiv eingebrochen ist, haben wir drei Wochen komplett geschlossen und diese Zeit genutzt, um den Laden auf ‚Corona‘ umzustellen. Trennwände wurden angebracht, Abstände markiert, Zettel organisiert“, sagt Lieselotte Tesch, die den Kiosk bereits seit 26 Jahren an verschiedenen Örtlichkeiten der Bank führt. Kurzarbeit wurde beantragt und die staatlichen Soforthilfen kamen sehr zügig.

„Anfangs hatten wir nur rund 10 Prozent der üblichen Einnahmen – mittlerweile sind wir bei ca. 50 Prozent des Vorjahresniveaus.“ Laut Alexander Tesch ist der Betrieb immer noch auf Kurzarbeit angewiesen, auch die Öffnungszeiten sind weiterhin eingeschränkt: „Wir mussten auch unser Warenangebot reduzieren – etwa den Mittagstisch. So kommen wir aber zumindest einigermaßen über die Runden.“

Auch die Teschs müssen sich mit uneinsichtigen Kunden beschäftigen, allerding ist das deutlich besser geworden, seitdem das Tragen eines Mundschutzes auch in der Bank eingeführt wurde. „Bei einer zweiten Corona-Welle würde der Kiosk jedenfalls nicht noch einmal zumachen“, betont Alexander Tesch. “Irgendwie werden wir das schon hinkriegen. Wir wollen einen guten Service leisten für die Kunden, egal wie die Rahmenbedingungen sind.“